Text 2:
Livius, Ab urbe condita 22,7,6-12

 

Liv. 22,7,6
Liv. 22,7,7
Liv. 22,7,7/8


Liv. 22,7,8/9


Liv. 22,7,10


Liv. 22,7,11



Liv. 22,7,12

In Rom kam es auf die erste Nachricht von dieser Niederlage unter ungeheuerer Panik zu einem Volksauflauf auf dem Forum. Die verheirateten Frauen zogen ziellos durch die Straßen und fragten Entgegenkommende aus, was für eine Niederlage man plötzlich melde und was für ein Schicksal das Heer getroffen habe.Und als die Menge wie eine zahlreiche Volksversammlung sich zum Versammlungsplatz und zur Kurie wandte und nach den Beamten rief, da ließ endlich kurz vor Sonnenuntergang der Praetor M. Pomponius verlauten:"Wir haben eine große Schlacht verloren." Und obwohl man nichts Genaueres von ihm zu hören bekam, berichtete dennoch ein jeder, vom anderen mit Gerüchten vollgestopft, zu Hause, dass der Konsul mit einem Großteil der Truppen gefallen sei, dass nur wenige Soldaten noch am Leben seien und entweder auf der Flucht überall in Etrurien versprengt oder vom Feinde gefangen seien. So vielfältig die Schicksale waren, die auf das besiegte Heer hereingebrochen waren, so vielfältig waren auch die Sorgen, welche diejenigen quälten, deren Angehörige unter dem Kommando des Konsuls C. Flaminius Kriegsdienst geleistet hatten; sie wussten ja nicht, welches Schicksal einen jeden ihrer Angehörigen getroffen hatte; und keiner war sich sicher, was er noch zu erhoffen oder schon zu befürchten hat. Am folgenden Tag und an mehreren darauf folgenden Tagen stand eine Menschenmenge an den Toren; sie bestand fast mehr aus Frauen als aus Männern; sie wartete auf einen ihrer Angehörigen oder wenigstens auf Nachricht über sie; sie drängten sich um die Leute, die ihnen entgegenkamen, stellten immerzu Fragen und ließen sich von ihnen, besonders wenn es Bekannte waren, nicht wegreißen, bevor sie nicht der Reihe nach alles erfragt hatten. Da hätte man wohl sehr unterschiedliche Mienen sehen können bei denen, die von den Berichtenden fortgingen, je nachdem ob sie freudige oder traurige Nachricht erhalten hatten, entsprechend auch, wie sich die Leute mit Glückwünschen oder aber mit Trostworten um sie drängten, als sie nach Hause zurückkehrten.

 

 

Textnmenü